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Offener Brief: Erhalt der Lehrqualität und Studienzufriedenheit

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir, als Fachschaften am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik an der TU Darmstadt, wenden uns heute an Sie, um auf eine Personalentscheidung an unserem Fachbereich aufmerksam zu machen. Diese Entscheidung wird den Lernerfolg unserer Studierenden dramatisch beeinträchtigen und kann von uns als Vertretern der Interessen unserer Studierenden nicht hingenommen werden.

In unserem ersten Semester durchlaufen wir ein Mentoringprogramm, das uns auf das bevorstehende Universitätsleben vorbereitet, uns in den ersten Semestern kontinuierlich unterstützt und aus Schüler:innen Studierende macht. In den vergangenen beiden Wintersemestern waren dies jeweils mindestens 300 Personen!
Organisiert wird dieses Programm von einer Beschäftigten unseres Servicezentrums, die diese Position nun seit über 15 Jahren innehat und das Programm eigenhändig aufgebaut hat. Da der Erfolg eines solchen Programms für ein funktionierendes und zu einem Abschluss führendes Studium erforderlich ist, wird das Gehalt für eine solche Tätigkeit zur Hälfte von einer zentralen Stelle der Universität getragen. Obwohl es sich hierbei formal lediglich um eine halbe Stelle handelt, umfasst diese Tätigkeit nicht nur umfangreiche Schulungen aller Tutor:innen unseres Fachbereichs, sondern auch die Betreuung von Studierenden, insbesondere vor entscheidenden Drittversuchen, sowie zahlreiche weitere Aufgaben, die der gesamten Studierendenschaft zugutekommen. Insbesondere die Idee, Tutor:innen direkt an unserem Fachbereich gezielt und spezialisiert auszubilden, war ursprünglich ausschlaggebend dafür, die betreffende Beschäftigte aufgrund ihrer umfassenden Erfahrung mit dieser Aufgabe zu betrauen. Heute zeigt sich der Wert dieser Entscheidung darin, dass zahlreiche Klausurergebnisse dank dieser spezialisierten Betreuung nicht katastrophale Ausmaße annehmen und jedes Jahr ca. 100 Studierende eine solche Schulung erhalten. Tatsächlich könnten diese Verantwortlichkeiten eher zwei oder sogar mehr Vollzeitstellen rechtfertigen. Dies dient hier jedoch lediglich zur Verdeutlichung der Notwendigkeit der Stelle und soll nicht im Detail Gegenstand dieses Schreibens sein.

Leider wurde uns als Fachschaft zugetragen, dass unser Fachbereich – der sich selbst gerne damit profiliert, der älteste seines Fachs weltweit sowie einer der besten insgesamt zu sein – nicht bereit ist, diese Stelle weiterhin zu finanzieren. An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass der Fachbereich lediglich die Finanzierung von einer 25 % dieser Stelle tragen muss. Des Weiteren schmückt sich unser Fachbereich regelmäßig mit herausragenden Ergebnissen in Rankings zur Studierbarkeit, insbesondere hinsichtlich der Kategorie „Unterstützung am Studienanfang“ im aktuellen CHE-Ranking. Dennoch ist derselbe Fachbereich nicht bereit, diesen Erfolg nachhaltig zu sichern, sondern lässt vielmehr die Stelle genau jener Person auslaufen, die maßgeblich für diese Erfolge verantwortlich ist. Natürlich ist der Fachbereich gemäß der universitären Ordnung verpflichtet, ein Mentoring-Programm anzubieten. Laut Aussage des Dekans soll dieses Programm künftig von anderen Mitarbeiter:innen übernommen und weitergeführt werden. Allerdings wurde offenbar weder geprüft, ob dafür überhaupt ausreichende Zeit und Kapazitäten bei diesen Mitarbeiter:innen unseres Servicezentrums vorhanden sind, noch wurden konkrete Pläne zur Fortsetzung des Programms kommuniziert. Die Weitergabe an Personen ohne didaktische Ausbildung oder entsprechende Erfahrung erschiene uns zudem kritisch – insbesondere, wenn dadurch eine 50%-Stelle einer sehr erfahrenen Fachkraft umverteilt würde. Inwiefern dies im Sinne der Studierenden wäre, erschließt sich uns nicht. Unseren Nachfragen diesbezüglich begegnete man bislang mit ausweichenden Antworten und vertröstet uns auf Ergebnisse in naher Zukunft. Wir sollen schlichtweg einfach vertrauen, dass es schon funktionieren wird. Es ist anzumerken, dass zusätzlich zu der von uns erwähnten Stelle in nächster Zeit weitere Stellen und somit Kapazitäten des Service-Zentrums wegfallen werden. Dass in diesem Bereich schlagartig derart viele Kürzungen stattfinden, zeigt unserer Meinung nach, wie wenig Bedeutung der Fachbereich der Qualität unseres Studiums beimisst.

Wir als Vertretung der Studierendenschaft sind überzeugt, dass ein Mentoringprogramm, speziell geschulte Tutor:innen, gezielte Beratungsgespräche vor Drittversuchen sowie zahlreiche weitere unterstützende Angebote unerlässlich für den Studienerfolg unserer Studierenden sind. Daher ist es aus unserer Sicht zwingend notwendig, dass diese Aufgaben nicht nebenbei oder ergänzend zu anderen Tätigkeiten erledigt werden, sondern von einer dafür speziell zuständigen Person verantwortet werden. Eine Einsparung an dieser Stelle ist keineswegs rational, sondern gefährdet unmittelbar die Studierbarkeit besonders der Bachelor- wie auch der Masterstudiengänge an unserem Fachbereich. Darüber hinaus stellt die Finanzierung einer 25%-Stelle in unserem Servicezentrum nur einen marginalen Anteil am jährlichen Budget unseres Fachbereichs dar, während der Nutzen, den diese Stelle für uns Studierende bietet, kaum in Zahlen auszudrücken ist.
In Anbetracht der Bedeutung der Stelle und der tiefgreifenden Einschnitte, die eine Streichung bedeuten würden, haben wir uns als Fachschaften des Fachbereichs auf unserer Sitzung am 10.06.2025 einstimmig dazu entschieden, die Stelle durch die von uns zu verteilenden QSL Mittel für das nächste Semester zu puffern. Einen entsprechenden Antrag werden wir auf der nächsten QSL Sitzung zum Beschluss vorlegen.
Für Sie als Lehrpersonen an der TU Darmstadt bedeutet dies konkret:


Aufgrund der begrenzten finanziellen Ressourcen werden wir Prioritäten setzen müssen. Unsere Stimmen werden daher vorrangig Vorhaben unterstützen, die einen unmittelbaren und hohen Mehrwert für das Studium bieten – wie beispielsweise das Mentoring. Anträge mit geringerem Nutzen für die Studierenden könnten deshalb nicht unsere Unterstützung finden. Dies betrifft somit direkt Ihre Anträge!

Daher fordern wir hiermit ausdrücklich, diese Stelle weiterhin zu besetzen und dadurch zukünftigen Studierendengenerationen einen gesicherten Einstieg ins Studium zu ermöglichen. Wir wenden uns entschieden gegen symbolische Kürzungen an Stellen, die für unseren Studienerfolg von entscheidender Bedeutung sind und durchaus mitunter der Grund sind, weshalb nicht noch weniger Studierende ein Studium am Fachbereich 18 abschließen.

Wir wenden uns in diesem Brief an Sie, da unser Dekan Professor Doktor Burg uns leider keine Erklärung geben konnte wie die Studienerfolgssicherung an unserem Fachbereich auch in Zukunft gesichert werden kann.
Wir würden den Brief gerne mit einem Zitat unserer Studiendekanin Professorin Dr Klein beenden und sie an Ihre Worte auf unserer Website erinnern:
„In meiner Amtszeit will ich mich für eine weiterhin hohe Qualität der Lehre am Fachbereich einsetzen, unter Einbindung aller Beteiligten.“
https://www.etit.tu-darmstadt.de/fachbereich/verwaltung_und_service_etit/fachbereichsleitung_etit/index.de.jsp

Fachschaften am Fachbereich ETIT